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Das Abenteuer der verfärbenden Parfümöle – Oder: Seife sieden im Herbst
Der Herbst ist da, und das bedeutet, dass wir uns gern in den warmen, gemütlichen Duft von Karamell, Vanille und herbstlichen Gewürzen hüllen. Ein Weg, solch feine Düfte in die Seife zu bekommen, sind Parfümöle (PÖ). Doch auch wenn diese herbstlichen Parfümöle wundervoll duften und zum Seifensieden zugelassen sind, haben viele von ihnen ein kleines Geheimnis: sie können die Farbe deiner Seife verändern.
In diesem Beitrag zeige ich dir, wie du mit diesen verfärbenden Parfümölen kreativ arbeiten kannst, und ihren Farbeeffekt für dich nutzt, um wunderschöne Herbstseifen zu zaubern.

Warum verfärben manche Parfümöle die Seife?
Die meisten Duftöle, die in Richtung Vanille, Amber oder Karamell gehen, enthalten Vanillin – ein Stoff, der dazu führt, dass die Seife sich nach dem Sieden verfärbt, häufig in Richtung Beige, Braun, manchmal sogar tiefes Schokoladenbraun. Auch viele Kaffeedüfte haben diesen Effekt.
Das Vanillin mit seiner warme Note macht solche Düfte perfekt für herbstliche und winterliche Seifen, bringt aber durch die Verfärbung eine gewisse Herausforderung fürs Seifendesign mit sich. Du kannst diese Verfärbung jedoch mit einem cleveren Konzept in der Gestaltung der Seife wunderbar integrieren.
Verwendetes Siedezubehör für diese Seife*


Allgemeine Tipps Verwendung von Parfümölen in Seife
Vorab der wichtigste Hinweis, der nicht nur für diese Parfümöle, sondern generell für die Verwendung von allen PÖ beim Seifensieden gilt:
Bevor du ein PÖ das erste Mal für eine Seife verwendest, mach dich schlau über seine Eigenschaften beim Sieden, also ob und wie es deinen Seifenleim beeinflusst.
- Manche PÖ lassen sich einwandfrei verwenden und verhalten sich „brav“ ohne deinen Leim zu verfärben oder zu schnell andicken zu lassen. Das sind deine Kandidaten für Swirlseifen oder Seifen, die nicht verfärben sollen, so dass bunte Farbdesigns am besten zur Geltung kommen (z.B. bei einer Regenbogenseife).
- Andere PÖ können sich auswirken auf die Konsistenz des Leims, lassen ihn entweder ein wenig andicken oder mit mehr Pech innerhalb von Sekunden zu einem festen Brei werden (Stichwort „Blitzbeton“). Das gilt für viele blumige Noten und ätherische Öle, z.B. Geranie oder Nelke (Den Effekt habe ich für meine blumige Konfettiseife genutzt.)
- Und wieder andere, nämlich die warm-gewürzigen Kandidaten, um die es heute geht, verfärben deine Seife.
Damit du beim Sieden keine bösen Überraschungen erlebst, informiere dich also vorab, ob das PÖ deiner Wahl auch das richtige für die geplante Seife ist. Das kannst du beim Hersteller/Verkäufer des Pös, oder in der Seifensieder-Community in den einschlägigen Seifenforen und Gruppen auf Social Media. Ich notiere mir dann das Ergebnis gern direkt auf der Flasche, um bei der Seifenplanung schon beim Blick ins Duftlager zu sehen, wie welche PÖs in der Seife performen.
Dass aber auch ich nicht immer daran denke, siehst du zum Beispiel bei der ersten Version meiner Kastanienseife, für die ich einen wunderbaren, warmen Amberduft verwendet habe. Der Leim zog schneller an als geplant und zerschoss mir damit vollkommen das geplante Design. Dazu wurde die Seife später dunkelbraun, womit ich ebenfalls nicht gerechnet hatte.
3 Tipps zum kreativen Umgang mit verfärbenden Parfümölen
Nach den allgemeinen Hinweisen nun meine Top-3 Tipps zur Verwendung zu warm-würzigen Noten, die deine Seife verfärben lassen:
1. Die Überraschung genießen
Die einfachste Option ist es, die Seife gar nicht zu färben und dich überraschen zu lassen, welche Farbe sie durch das Parfümöl am Ende annimmt. Der Vorgang des Verfärbens kann über einige Tage bis Wochen gehen, und es hat etwas Magisches, die Verwandlung mitzuerleben, wenn sich die Seife während der Reifung in einen warmen, herbstlichen Ton verwandelt.
2. Den Seifenleim gezielt aufteilen
Wenn du Farbe ins Spiel bringen möchtest, kannst du das verfärbende Parfümöl nur in einen Teil des Seifenleims geben. Dieser Teil bleibt entweder ungefärbt oder wird bewusst noch dunkler gefärbt, während du für den restlichen, unparfümierte Teil nach Belieben hell oder bunt gestalten kannst. So bleiben deine gewünschten Farben unverändert und die verfärbenden Eigenschaften des Duftöls werden ästhetisch integriert.
Diese Methode habe ich zum Bsp. bei meiner Kaffeeseife angewendet: hier habe ich das PÖ nur in die die beiden dunklen Teile gegeben. Im Blogbeitrag und im Video zur Seife kannst du alles genau nachschauen.


3. Abstufungen durch Titandioxid schaffen
Eine Technik, die ich sehr gerne anwende, ist die Aufteilung des Seifenleims in zwei Teile, die nur leicht in der Farbe abgestuft sind. Dafür wird ein Teil mit Titandioxid* heller gefärbt, während der andere Teil ungefärbt bleibt. Das Parfümöl kommt in den gesamten Leim und so ist das Ergebnis eine Seife mit zwei Abstufungen derselben Farbe. Das verleiht deiner Seife eine subtile Eleganz und macht und nutzt gleichzeitig den verfärbenden Effekt des Duftöls.
Beispiele sind meine Toffeeseife unten und meine Kastanienseife:


Schritt-für-Schritt-Anleitung: Herbstliche Toffee-Seife sieden
Für die heutige Anleitung zeige ich dir, wie ich Methode 3 angewendet habe, um eine wunderschöne Herbstseife zu kreieren.
Das Duftöl meiner Wahl für diese Seife war Scotch Whiskey von BrambleBerry. Meiner Nase nach riecht es, anders als der Name sagt, eher nach leckerem Buttertoffee als nach Whiskey, aber auf jeden Fall sehr lecker. Vor Jahren habe ich in Schottland mal Whiskey-Fudge gegessen, also genau diese Kombi. Daran erinnert mit der Duft.
Das Ergebnis ist eine warm-würzig duftende Seife mit dunkelbeiger Tönung. Die Kombination aus hellen und dunklen Tönen verleiht der Seife eine rustikale, aber elegante Optik. Sie passt wunderbar in den Herbst, zum Beispiel für ein gemütliches Bad am Abend. Ich hatte sie aber auch schon ganzjährig in der Küche liegen, wo ihr karamelliger Duft immer gut gepasst hat.
Du findest Rezept und Siedeanleitung für diese Seife am Ende dieses Beitrags.
Fazit: Seife sieden mit verfärbenden Parfümölen
Das Sieden mit verfärbenden Parfümölen kann eine tolle Gelegenheit sein, die Kreativität zu entfalten und sich vom Herbst inspirieren zu lassen. Mit ein wenig Planung lassen sich die Farbveränderungen wunderbar ins Design einbinden – und das Ergebnis ist immer ein Hingucker!
Viel Spaß beim Experimentieren und Sieden! Wenn du diese oder eine andere Technik ausprobierst, teile doch gerne deine Erfahrungen in den Kommentaren. Ich freue mich darauf, von deinen Seifenkreationen zu hören! 🍂🧼

Siedeanleitung & Rezept: Herbstliche Toffee-Seife
DruckenDas brauchst du für dieses Rezept
Für eine Gesamtfettmenge (GFM) von 450g:
Fette und Öle:
- Olivenöl*: 50% = 225g
- Kokosöl*: 25% = 112,5g
- Distelöl HO (ölsäurereich): 17% = 76,5g
- Kakaobutter*: 8% = 36g
Für die Laugenflüssigkeit (LF):
- destilliertes Wasser (30% der GFM): 135g
- Natriumhydroxid (NaOH)* : Menge bitte selbst berechnen – ich habe eine ÜF/LU von 9% gewählt
Duft:
- Zum Seifensieden geeignetes Parfümöl mit Vanille- oder Toffeeduft, (z.B. Scotch Whiskey von BrambleBerry)
Menge für einen Duftanteil 3% = 13,5
Weitere Zusätze:
- 1/2 TL Titandioxid*, in Wasser dispergiert
- optional: Natriumlaktat*: 1 TL
- Isopropyl-Alkohol*
Herstellung
- Blockform bereitstellen
- Duftöl abwiegen und abgedeckt bereitstellen
- Titandioxid mit etwas destilliertem Wasser anrühren, dabei darauf achten, dass sich keine Klumpen bilden.
- Feste Fette im Wasserbad schmelzen, zu den abgewogenen flüssigen Ölen geben.
Seifenleim anrühren:
- Unter Einhaltung aller Sicherheitsregeln das NaOH in kleinen Portionen zum Wasser geben und Lauge anrühren.
- Falls Natriumlaktat verwendet wird (Seife wird schneller fest und lässt sich früher und besser aus der Silikonform lösen): in die fertig angerührte, abgekühlte Lauge geben
- Siedetemperatur: ca. 29 °C
- Lauge zu den geschmolzenen Fetten und Ölen geben, mit dem Stabmixer emulgieren, bis ca. Kartoffelsuppen-Konsistenz
- Seifenleim in zwei Behälter aufteilen
- Dispergiertes Titandioxid in einen Teil geben
- Duftöl nach Augenmaß auf die beiden Behälter verteilen und wenn möglich mit dem Stabmixer kurz einrühren (v.a. wichtig für den weißen Teil, damit das Titandioxid gut verteilt wird.) Sind die Behältnisse zu klein, gründlich von Hand einrühren
- Je nach Wunsch und Designvorstellungen beide Leime in die Form geben und swirlen. Für meine Seife habe ich einen vertikale Trennsteg verwendet, dann jeweils rechts und links davon die Leime eingefüllt, den Steg herausgezogen und dann mit einem Swirltool geswirlt. Du siehst die Methode auch bei meiner Lavendelseife.
- Oberfläche nach Wunsch gestalten
- Oberfläche mit 99%igem Isopropyl-Alkohol* besprühen und gut isolieren (hilft gegen Sodaasche auf der Oberfläche)