Vom Seifen-Ignorant zum Nerd
Wie man Seife macht? Vor einigen Jahren hätte ich Euch bei der Frage nur mit großen Augen angeschaut. Und warum man die selber machen soll? Auch darauf hätte ich keine Antwort gehabt. Schließlich kann man das doch alles überall fertig kaufen. Super duftend, bunt und mit schönen Bildchen auf der Verpackung. Ganz abgesehen davon, dass ich bis vor einigen Jahren eh keine feste Seife verwendet habe. Das kannte ich eher von meinen Eltern. Bei mir gab's nur Duschgel und Flüssigseife.
Heute sieht das ganz anders aus. Was passiert ist in der Zwischenzeit? In diesem Beitrag erzähle ich Euch meine persönliche Seifen-Geschichte. Oder: Wie ein Blogartikel, eine App und eine ordentliche Portion Kreativität mich zum Seife selber machen gebracht haben. Und wie ich, um ganz ehrlich zu sein, zum Seifen-Nerd wurde.
Razzia im Badezimmer
An einem Sonntagmorgen vor gut zwei Jahren setzte ich mich erstmals ernsthaft mit den Inhaltsstoffen konventioneller Kosmetik auseinander. Die Folgen ließen nicht lang auf sich warten: Noch am selben Abend waren meine Badezimmerschränke leer, der Mülleimer dafür randvoll. Und ich, ich war geradezu schockiert, was ich mir da jahrelang täglich alles schön aufgeschäumt, eingecremt und draufgepinselt hatte.
Was war passiert?
Kleine App, große Wirkung
Im Web war ich auf einen Bericht zum Thema Naturkosmetik gestoßen. Ja, ich habe schon damals versucht, umweltbewußt zu leben, doch an meinen Schminkkram und Co. hatte ich dabei noch nie gedacht. Aber nach diesem Artikel wollte ich mehr wissen. Eher aus Neugierde als aus Überzeugung schnappte ich mir eine passende App, um die Inhalte meiner Badezimmer-Artikel zu checken. Es war die App von Codecheck, die ich bis heute nutze.
Das Prinzip von Code-check ist einfach, du scannst entweder den Barcode auf der Produktverpackung ein, oder suchst das Produkt direkt in der App. Die zeigt dann in einem Ampel-System an, was in dem Produkt an Inhaltsstoffen so drin steckt. Ganz einfach und übersichtlich: Grün ist ok, Gelb so lala, und Rot nicht gut.
Mein Ergebnis war ernüchternd. Nämlich tiefrot.
Silikone aller erdenklichen Arten (das sind die, die mit -icone enden) und ordentlich Mikroplastik (die ganzen Poly-XYs) waren ja nur der Anfang. Die Liste ist lang und soll Euch hier erspart bleiben – testet es lieber mal selbst und werft einen Blick aufs Kleingedruckte auf der Rückseite Eurer Shampoo-/Duschgel-/Bodylotionflasche). Es gilt die einfache Faustregel: je länger die Liste der Inhaltsstoffe, desto bedenklicher.
Aber warum ausgerechnet Seife?
Neben konventionellen Deos, Cremes und Schminkzeug voller Chemie flogen auch Flüssigseife und Duschgel für immer aus meinem Leben. Stattdessen kam ich kam (wieder) auf das klassische feste Seifenstück. Und hab es schätzen und lieben gelernt. Unsere „Generation Duschgel“ kennt das ja kaum noch, ein Stück Seife nehmen, schön aufschäumen und sich damit einseifen. Was uns da entgangen ist!
Der Rest ist schnell erzählt: ich stöberte im Netz und in Naturläden, entdeckte kleine Seifenmanufakturen und kam immer mehr auf den Geschmack. Irgendwann habe ich mir auch das erste NK-Deo selbst zusammengerührt (Anleitung kommt noch, keine Sorge!). Und da ich als kreativer Mensch vieles am liebsten einfach selber mache, war der Schritt zum Seifesieden nicht mehr groß.
Ich las mich ein (Literatur-Tipps gibt's hier auch bald) und surfte nächtelang durchs Netz. Vor allem aber machte ich bei einem Kurs mit und siedete dort meine erste eigene Seife. Sie sah furchtbar aus und roch irgendwie seltsam (da war im Eifer etwas schief gegangen), aber der Anfang war getan. Heute erkläre ich meine Küche in regelmäßigen Abständen zur Seifen-Sperrzone und siede, was das Zeug hält. Ich mache mir Gedanken über Düfte, Farben, und tolle neue Zutaten und tobe mich in meiner Kreativität aus.
Wohin die Reise führt
Der Artikel damals, dieser App und meine Kreativität haben mich zu einem großartigen Hobby und bis hierhin zu meinem eigenen Seifensite gebracht. Hier will ich meine Projekte mit Euch teilen, aber auch Tipps und Anleitungen zum Selbermachen geben. Und es geht gerade erst los.
Denn Seife sieden macht glücklich!
2 Kommentare
Auch mal interessant zu hören, wie du auf den Weg zum Seife selber machen gekommen bist.
Danke Rik, das freut mich! Ich kann mir vorstellen, dass es inzwischen vielen so geht. Ich bin auf jeden Fall sehr happy, dass ich das Sieden für mich entdeckt habe und gleichzeitig Chemie und Plastik reduzieren kann!