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Selbst gemachte Kastanienseife – ein Herbstklassiker
Kastanienseife sieden stand bei mir schon länger auf dem Zettel. Aber jedes Mal in den letzten Jahren, wenn ich im Herbst auf die Idee kam, war ich zu spät dran und alle Kastanien waren schon weg. Entweder waren mir Kinder für Kastanienbasteleien zuvorgekommen, oder der Rest war einfach nicht mehr schön. Dieses Jahr hat’s dann endlich geklappt – allerdings erst auf den 2. Versuch…
Hier zeige ich dir meine beiden Kastanienseifen, berichte vom Sieden und warum es zwei Anläufe für die Seife brauchte. Und ich berichte, was unterwegs schief ging🙂 Außerdem erfährst du, welche besonderen Eigenschaften Kastanien in die Seife einbringen.
Am Ende des Beitrags findest du mein Seifenrezept falls du die Seife mit Kastanien selber sieden möchtest.
Die Eigenschaften von Kastanien in der Seife
Kastanien bringen ihre ganz besonderen Eigenschaften in die Seifenherstellung ein, die sie zu einer spannenden Zutat für selbstgemachte Seifen machen. Denn sie beinhalten, ähnlich wie Efeu, Saponine. Das sind chemische Verbindungen, die seifenähnliche Eigenschaften zeigen, wenn sie in Wasser gelöst werden. Aufgrund dieser enthaltenen Pflanzenstoffe ist es möglich, aus gewöhnlichen Kastanien z.B. ein natürliches Waschmittel oder eben Seife herzustellen. Die Saponide sorgen dafür, dass Kastanienseifen besonders schön schäumen. Und wer liebt nicht eine gut schäumende Seife!
Verwendetes Siedezubehör für diese Seife*
Welche Kastanien für die Seife?
Hier ist die Begriffsklärung wichtig: denn für die Seife verwenden wir ausschließlich Rosskastanien, nicht Esskastanien bzw. Maronen. Denn nur die Rosskastanien enthalten die Saponide, die der Seife ihre besondere Schaumeigenschaft geben.
Wenn du also im Herbst an Maronenbäume kommst, kannst du die Maronen auch sammeln, aber nur für die Küche, wo du mit ihnen leckere Pürees oder Suppe kochen kannst, oder du genießt sie ganz klassisch geröstet. Unsere Seifen-Rosskastanien dagegen sind nicht zum Essen geeignet. Dafür gibt’s dann eine feine Seife, die dann auch in der Küche verwendet werden kann.
Frische Rosskastanien für die Seife sammeln
Rosskastanien sind weit verbreitet, auch in der Stadt. Aber schau hin, wo du die Kastanien sammelst: ich habe darauf geachtet, nicht direkt neben einer Straße zu sammeln, wegen der Abgase, und weil wir hier in München viele Hunde haben. Und als Hundebesitzerin weiß ich selbst nur zu gut, wie beliebt die Grünstreifen neben den Straßen bei den Fellnasen sind. Die Plätze fallen also zum Sammeln von Kastanien aus.
Dafür habe ich auf einer meiner Hunderunden einen gut versteckten Spot gefunden, der etwas abseits liegt und wo herrliche Kastanienbäume stehen. Hier konnte ich mir sicher sein, dass genügend Kastanien für mich übrig sind (offensichtlich nicht bekannt bei den örtlichen Schulen, Kindergärten und all den Kindern, die Kastanien gern zum Basteln suchen), und auch abseits der Hunderouten.
Dennoch habe ich nur Kastanien mitgenommen, die noch in ihrer Schale waren, um sicher zu sein, dass sie frisch und sauber sind.
Wie werden die Rosskastanien für die Seife verarbeitet?
Weil dies meine erste Kastanienseife war, ging es erst mal an die Recherche, wie diese besondere Seifenzutat zu verarbeiten ist. Eines wusste ich schon: aus den Kastanien wird mit Wasser ein Auszug oder Sud erstellt. Aber wie? Also erst mal ein deep dive in Facebookgruppen, Seifenforen und diverse Blogs. Ich habe festgestellt, jeder macht es ein bisschen anders:
Kastaniensud herstellen
Da gibt es Kaltauszüge, die mehrere Tage stehen sollen. Oder man kocht die Kastanien auf, lang oder kurz. Es war alles dabei. Aus manchen Posts geht die Erfahrung vor, dass das Erhitzen den Saponinen bzw. der Schaumfähigkeit schaden würde, andere sprechen davon, die Kastanien bis zu 30 Minuten in Wasser zu einem Sud auf- und auszukochen.
Ich habe mich dann auf einen Kompromiss eingelassen: Zu ungeduldig, um einen Kaltauszug mehrere Tage ziehen zu lassen (wollte das verlängerte Wochenende mit dem Brückentag zum 3. Oktober für diese Siedeaktion nutzen), gleichzeitig auch skeptisch gegenüber langem Auskochen.
Also habe ich die Kastanien geviertelt (Achtung auf die Fingerchen!), sie in destilliertem Wasser einmal kurz aufgekocht und dann abgedeckt über Nacht ziehen lassen. Diesen Sud habe ich am nächsten Tag als Laugenflüssigkeit verwendet.
Kastanienmus verarbeiten
Außer einem Sud oder Auszug kann man auch die Kastanien selbst verwenden, indem sie gemahlen oder zu Mus püriert werden. Die Seife wird schon nur mit dem Sud schön schäumen, aber der Kastanienbrei gibt der Seife noch mehr Haptik und herbstlichen Charme.
Auch hier bin ich auf verschiedene Arten der Verarbeitung gestoßen. Die Kastanien können kleingeschnitten, im Ofen getrocknet und dann gemahlen werden. Oder sie werden, wenn sie aufgekocht wurden und weich sind, im Sud fein püriert. Ich habe den Sud gefiltert und dann einige der Kastanien und etwas der Flüssigkeit mit dem Pürierstab fein gemixt. Weil ich sie nur kurz gekocht hatte, waren sie noch recht hart und die Aufgabe eine Herausforderung an meinen Pürierstab, aber schließlich kam ein cremiger Brei raus, der sich auch nicht kratzig anfühlt. Die genaue Konsistenz siehst du im Video. Von diesem Brei habe ich ein wenig in den emulgierten Leim gegeben.
Ich hatte die Kastanien übrigens mit der Schale verarbeitet, die kleine braune Punkte in die Seife bringt. Wer das nicht möchte, kann die Kastanien davor schälen und ohne Schale verwenden.
Video: Das Sieden der Kastanienseife
Im Video siehst du von Anfang bis Ende, wie ich die Kastanienseife gesiedet habe. Du siehst hier sehr schön die Konsistenz und Schaumfähigkeit des Kastaniensuds, und was bei der ersten Runde schief ging.
Mein Rezept für die Kastanienseife
Meine Rezeptur für die Seife besteht aus Olivenöl*, Mandelöl* und Sonnenblumenöl h.o.* für die flüssigen Öle, dazu Kokosöl*, Sheabutter* und Kakaobutter* als feste Fette. Am Ende des Beitrags findest du alle Mengenangaben.
Als Laugenflüssigkeit dient der kalte Kastaniensud, der zunächst milchig ist und sich bei Zugabe des NaOH* braunrot färbt. Damit wird auch die Seife einen Braunton bekommen.
Den Leim habe ich aufgeteilt. Einen Teil habe ich unverändert gelassen, in den anderen einen Löffel vom Kastanienmus gegeben sowie etwas Titandioxid*, um diesen Teil etwas aufzuhellen. Als Duft fand ich ein Parfümöl mit Ambernote passend zum herbstlichen Thema. (Wie ich später festgestellt habe, hat dieses PÖ die Seife nachdunkeln lassen, was aber zum Look passt. Weitere Infos und Tipps zu diesem Thema findest du in meinem Beitrag zum Sieden mit verfärbenden Parfümölen.)
Das Design: Kastanienswirls im Dividor
Das Design hatte ich genau im Kopf: Als Form meinen Dividor, dort abwechselnd den hellen und dunklen Leim nebeneinander in Streifen einfüllen und schließlich quer swirlen. Genauso, wie ich es schon bei meinen Amber-Swirlseife und der Kentish Rain Seife gemacht habe, die beide in derselben Form gesiedet wurden. Noch etwas in Öl angemixtes goldenes Mica auftröpfeln und fertig ist der edle Look.
Ein toller Plan. Der total daneben ging.
Der erste Versuch
Theorie ist das eine, Praxis das andere. Beim Sieden lief bis zum Einformen alles super, allerdings habe ich etwas zu lang gemixt. So war der Leim beim Einfüllen in die Form schon fast zu fest für die geplanten Swirls. Ich hab’s dennoch im wahrsten Sinne des Wortes durchgezogen, und auch noch noch wie geplant etwas Mica in Gold und in Kupfer aufgetröpfelt. Das ist mir dann aber auch ausgerutscht, und so hatte ich am Ende eine Seife mit hässlichen, tiefen Swirls und Mica-Öl-Lachen auf der Oberfläche.
Es wurde auch mit Weiterswirlen nicht besser, und so habe ich das ganze schließlich mit dem Spatel glattgestrichen für eine schlichtere Oberfläche. Das gab dann undefinierbar braune Seife, der man nicht ansieht, dass sie innen eigentlich ganz schöne Swirls enthält. Tatsächlich sah sie aus wie die hässliche Schwester meiner Kaffeeseife. Im Video siehst du das ganze Desaster.
Ich habe die Seife festwerden lassen, nach 2 Tagen ausgeformt und dann die Oberfläche einfach abgeschnitten. So kamen die Swirls innerhalb der Seife zum Vorschein.
Diese Seife ist definitiv kein Beauty-Favorit geworden, aber sie sieht zumindest interessant aus. Die braunen Partikel aus den Kastanienschalen sind etwas ausgeblutet und lassen die Seife wie ein Stück gemasertes Holz aussehen. Ganz ungeplant sieht sie aus wie das Wurzelfurnier von meinem Schreibtisch.
Würde ich meine Seifen verkaufen, würde diese das Label „Rustikale Holzfällerseife“ bekommen. Aber sie riecht gut und schäumt sehr schön.
Kastanienseife die Zweite
Ich konnte die Seife zwar optisch retten, aber sie war dennoch ganz anders als geplant geworden. Also ging es ein paar Tage später nochmal raus Kastanien sammeln, um frischen Sud aufzusetzen. Vom Kastanienmus hatte ich nach dem ersten Sieden noch welches übrig, das ich eingefroren hatte.
Dann nochmal ran an die Siedepötte. Und diesmal hat alles geklappt und lief nach Plan.
Das habe ich anders gemacht:
- 2 TL Puderzucker in die Lauge (hilft, den Leim länger fließfähig zu halten)
- Nur ganz kurz gerührt bis der Leim emulgiert war und ihn dann direkt aufgeteilt in die beiden Behälter. So blieb der Leim sehr viel flüssiger.
- Ein anderes PÖ genutzt, weil ich das besser als den ersten Duft fand und weil das erste PÖ die Seife sehr dunkel gefärbt hat. Daher wurde die zweite Seife heller.
- Eine kleinere Form verwendet und die Stücke mit dem Messer geschnitten statt mit dem Dividor zu arbeiten. Einfach weil es insgesamt sonst einfach zu viel Kastanienseife geworden wäre.
Der guten Dinge waren bei dieser Seife also zwei.
Reifezeit und Schaum der Kastanienseife
Beide Seifen dürfen noch 4-6 Wochen reifen, und dann habe ich eine ganz wunderbare Herbstseife, einmal in rustikal, und einmal in schön.
Schon wenige Tage nach dem Sieden schäumt die Seife richtig toll, ein feiner, cremiger Schaum, der sich auf der Haut sehr gut anfühlt.
Ich hatte viel Freude an diesem Projekt, beim Recherchieren, beim Sammeln und schließlich beim Sieden, und ich bin mir sicher, dass das nicht meine letzte Kastanienseife war.
Für eine GFM von 550g: Fette und Öle: Für die Laugenflüssigkeit (LF) Duft: Weitere Zusätze: Am Vortag Kastanien vierteln und im destilliertem Wasser kurz aufkochen. Dafür mehr Wasser nehmen als für die LF benötigt wird, da es teilweise verkocht und die Kastanien zieht. Abkühlen lassen und in einem verschlossenen Gefäß über Nacht kaltstellen Am Siedetag
Kastanienseife: Rezept und Siedeanleitung
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Das brauchst du für dieses Rezept
Parfümöl oder ätherische Öle nach Wunsch für einen Duftanteil 4% = 22g
1/2 TL Goldmica dispergiert in etwas SonnenblumenölHerstellung
2 Kommentare
Vielen herzlichen Dank für Deine Videos. Sehr gut und verständlich erklärt ohne langweilig zu sein.Deine Stimme und gute deutliche Aussprache hört sich auch sehr angenehm an. Insgesamt finde ich persönlich Dich und deine Videos als Gesamtpaket sehr gelungen und hilfreich.
Ich bin eine Anfängerin und meine Seifen sehen auch dementsprechend relative gewöhnungsbedürftig aus, deswegen Dir zu liebe teile ich keine Fotos aber ich werde nicht aufgeben und sobald sie vorzeigbar sind teile ich sie mit Dir.
viele liebe Grüße Schiwa Mauermann
Liebe Schiwa, vielen Dank für dein Feedback – ich freue mich sehr, dass ich dich zu so einem schönen Hobby inspirieren kann. Und glaub mir, mit ein wenig Übung sehen deine Seifen bald wunderschön aus. Was meinst du, wie meine Erstlinge aussahen 😉 also, weiter so! Viele liebe Grüße aus der Feinseiferei