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Mitten im grauen Corona-Winter hatte ich Lust auf Frische und Farbe: eine Seife mit feinem Zitrusduft und passenden Farben!
In letzter Zeit habe ich viele Naturseifen oder Seifen mit wenig aufwendigen Mustern gesiedet (zum Beispiel meine Kamillen-Oliven-Seife oder meine Ringelblumenseife), nun darf es wieder etwas bunter und komplizierter werden: Vorhang auf für bunte Drop Swirls!
Was sind Drop Swirls?
Unter dem Begriff Drop Swirl versteht man eine Technik beim Seifensieden, bei zunächst eine erste Lage Seifenleim in die Form gefüllt wird. Im nächsten Schritt gießen wir andersfarbigen Leim von oben auf die bestehende Schicht. Dabei ist es gewollt, das der zweite Leim in die Grundschicht eindringt und so ein schönes Swirl-Muster bildet.
Je nachdem, aus welcher Höhe man den Leim von oben in die Form gießt oder tropfen lässt, dringt er mehr oder weniger tief ein. Je größer die Höhe beim Einfüllen, desto tiefer „fallen“ die Tropfen in den ersten Leim.
Making of Video
Schau dir hier in meinem Video an, wie ich Kumquat-Seife gesiedet habe:
Was für ein Muster ergeben Drop Swirls in der Cold Process Seife?
Bei dieser Technik können sehr abwechslungsreiche Seifen entstehen, bei denen jedes Stück ein bisschen anders aussieht. Ich liebe es, diese Seifen aufzuschneiden, weil sie die reinsten Muster-Wundertüten sind, und finde es daher nie langweilige, Seifen mit dieser Technik zu sieden. Wie in den Wolken kann man auch hier manchmal mit ein bisschen Fantasie Tiere und andere Figuren entdecken. Ich bin mir z.B. sicher, dass bei meinen Kumquat-Stücken auch ein Bild von einem Elefanten dabei ist (hier siehst du den Moment im Video, wo ich die Seife aufschneide.)
Worauf muss ich bei der Drop Swirl Technik achten?
1. Die richtige Konsistenz des Seifenleims
Für diese Swirl-Technik ist es wichtig, die geeignete Konsistenz für den Seifenleim zu finden, damit die Tropfen auch in die Grundschicht eindringen können. Ist die erste Schicht zu fest, wird dies nicht gut gelingen du bekommst eine Schichtseife statt einer Seife mit Tropfenmuster (was aber auch sehr schön aussehen kann.)
Der Leim sollte also noch gut fließfähig sein. Andererseits auch nicht zu flüssig, da sonst die verschiedenen Leime zu sehr ineinander fließen und die Farben verwaschen. Es braucht also etwas Gespür für das richtige Timing, aber es ist auch kein Hexenwerk.
Im Gegenteil: ich finde, diese Technik ist super, wenn du das erste mal eine Seife mit mehreren Farben sieden möchtest. Es sollte allerdings nicht deine allererste Seife überhaupt sein. (Hier findest du meine Anleitung zum Seifensieden und die Sicherheitsregeln beim Sieden, auf die du immer achten solltest.)
2. Ein geeignetes Seifen-Rezept für Swirls
Damit deine Seife mit den Drop Swirls gut gelingen kann, nutze ein Rezept, das nicht zu schnell andickt und dir Zeit zum Arbeiten gibt. Am besten gelingt dies mit einem höheren Anteil an flüssigen Ölen und nur wenig festen Buttern. Für meine „Kumquat“-Seife habe ich die unten stehende Zusammenstellung verwendet.
Aber die Rezept-Möglichkeiten sind zahlreich, und du kannst selbst ausprobieren, welche Fette und Öle dir für deine Swirl am besten gefallen.
Mein Tipp: Eine große Auswahl an Fetten und Ölen und viele weitere Rohstoffe zum Seifensieden findest Du im Naturwarenshop von Dragonspice.de*.
Mein Seifen-Rezept für Dropswirls:
- Olivenöl*: 35%
- Kokosöl*: 30%
- Reiskeimöl*: 25%
- Kakaobutter*: 5%
- Rizinusöl*: 5%
Den Wasseranteil für die Lauge habe ich mit 30% der Gesamtfettmenge berechnet.
Außerdem habe ich auf 450g Gesamtfettmenge (GFM) einen TL normalen Zucker in der Lauge aufgelöst. Dies hilft ebenfalls, den Leim länger fließfähig zu halten.
Damit die Seife mit den vielen flüssigen Ölen schön fest wird und sich später gut aus der Silikonform lösen lässt, habe ich zusätzlich Sodiumlaktat* zur abgekühlten Lauge gegeben, aber dies ist optional (ca. 1 TL auf 450g GFM)
Das vollständige Rezept mit Schritt für Schritt Anleitung und Mengenangaben findest du am Ende von diesem Beitrag.
3. Ein geeignetes Duftöl
Möchtest du mit einem Duft arbeiten, ist es wichtig, dass dieser sich „brav“ verhält: Denn manche Duftöle und auch manche ätherische Öle können bewirken, dass der Seifenleim schneller andickt, oder sogar so schnell fest wird, dass du kaum damit arbeiten kannst: der sogenannte „Blitzbeton“. Viele blumige Düfte sind solche Kandidaten.
Achte also bei der Auswahl darauf, was für Eigenschaften der Duft beim Verseifen hat. Die meisten Händler geben dies bei ihren Düften an. Wenn du dort nichts findest, kannst du dich auch einschlägigen Foren (z.B. dem Seifenforum) oder Seifensieder-Gruppen auf Facebook informieren.
Ich habe für meine Seife den Duft „Kumquat“ von BrambleBerry verwendet, ein fruchtiger Zitrusduft, der sich super verarbeiten lässt.
4. Die richtige Temperatur
5. Nur kurz pürieren
Wenn du die Lauge zu den Fetten und Ölen gibst, achte darauf, dass du nur kurz pürierst, bis alles emulgiert ist, sonst wird der Leim zu schnell fest. Wir wollen ihn ja schließlich noch teilen und färben und brauchen Zeit für die Drop Swirls. Also nur kurz mit dem Pürierstab rein, bis es keine Schlieren mehr gibt. Wir rühren später noch wenn Farbe und Duft dazukommen.
Seife mit Drop Swirls
DruckenDas brauchst du für dieses Rezept
- Olivenöl*: 35%
- Kokosöl*: 30%
- Reiskeimöl*: 25%
- Kakaobutter*: 5%
- Rizinusöl*: 5%
- Destilliertes Wasser: (30% der GSF)
- NaOH* für eine ÜF/LU von 9% (Menge bitte selbst berechnen)
- Zucker: 2 TL
- optional: Natriumlaktat*: 1TL
- Mica nach Wunsch
- Titandioxid nach Wunsch
- Seifen-Duftöl oder ätherisches Öl: 18g (4% der GFM)
- Auswahl nach Wunsch, darauf achten, dass es nicht zum schnellen Andicken neigt.
Herstellung
- Blockform bereitstellen
- Duftöl abwiegen und abgedeckt bereitstellen
- Mica in Öl anrühren: je ein TL Mica mit einem EL Olivenöl klumpenfrei mischen
- Titandioxid mit etwas destilliertem Wasser anrühren, dabei darauf achten, dass sich keine Klumpen bilden.
- Feste Fette im Wasserbad schmelzen, zu den abgewogenen flüssigen Ölen geben.
- Zucker im destillierten, eiskalten Wasser vollständig auflösen (wichtig: der Zucker muss vor dem NaOH in das Wasser gegeben werden!)
Seifenleim anrühren:
- Erst wenn der Zucker vollständig gelöst ist, unter Einhaltung aller Sicherheitsregeln das NaOH dazugeben und Lauge anrühren.
- Falls Natriumlaktat verwendet wird (Seife wird schneller fest und lässt sich früher und besser aus der Silikonform lösen): in die fertig angerührte, abgekühlte Lauge geben
- Siedetemperatur: ca. 29 °C
- Lauge zu den geschmolzenen Fetten und Ölen geben, nur bis zur ersten Emulgierung pürieren („light trace“)
- Seifenleim in verschiedene Behälter aufteilen: je nach geplantem Look ca. 2/3 für den weißen Teil, das übrige 1/3 für die verschiedenen bunten Teile.
- Titandioxid in den größeren Teil einrühren, nur kurz pürieren
- Mica für die bunten Leime in die kleineren Seifenleim-Portionen einrühren
- Duftöl nach Augenmaß auf die verschiedenen Portionen verteilen und wenn möglich mit dem Stabmixer einrühren (v.a. wichtig für den weißen Teil, damit das Titandioxid gut verteilt wird.) Sind die Behältnisse zu klein, gründlich von Hand einrühren
- Weißen Leim die Form einfüllen
- Bunte Leime im Wechsel und aus unterschiedlicher Höhe von oben in die Form einfließen lassen.
- Oberfläche nach Wunsch swirlen oder strukturieren.
- Oberfläche mit 99% Isopropyl-Alkohol* besprühen und gut isolieren (hilft gegen Sodaasche auf der Oberfläche)
8 Kommentare
Liebe Charlotte!
Es ist eine große Freude, dir zuzuhören und -zusehen. Du kommentierst schnörkellos, mit Sachverstand und Fehler, die dir unterlaufen, sprichst du ohne Umschweife an. So freue ich mich direkt darauf, meinen Rührkram aus dem Keller zu holen und zu starten. LG, Christina 🙋🏼♀️
…und es ist mir eine Riesenfreude, liebe Christina, Dein Feedback zu lesen! Danke dafür, und ganz viel Spaß beim Sieden!
Hallo Charlotte!
Ich bin begeistert von deinen Seifen und den tollen Anleitungen!!! Vielen Dank dafür!!! Ich werde sie nachmachen und freue mich jetzt schon darauf!
oh, das freut mich sehr liebe Kristina! Danke für Dein Feedback und ganz viel Spaß beim Sieden!
Hallo Charlotte…..Deine Seifen sind einfach toll….ich diese auch schon seit einiger Zeit und dein Parfümöl ist von Bramble Berry…kann ich dort als Hobby ist auch bestellen ? Liebe Grüße Beate
Hallo Beate, ich habe meine BrambleBerry Artikel von YouWish, und da habe ich auch privat bestellt. Es gibt auch noch andere Shops, die BB in Europa vertreiben, wie die das halten, weiß ich nicht, aber bei den meisten Händlern kannst Du als Privat/ Hobbysieder ohne Gewerbe bestellen.
Hallo Charlotte, vielen Dank für deine wunderbaren Einleitungen. Da ich ja Anfänger bin beim seifen sieden, würde ich gerne wissen wie ich die gramm zahlen mit Prozenten ausrechnen kann. Vielen Dank
Hallo Mila, die Prozente beziehen sich auf die Gesamtmenge (GFM) Deiner Fette und Öle. Die werden, wie alle weiteren Zutaten auch, in Gramm gemessen. Wenn Du also eine Gesamtfettmenge von zB 1.000g hast, und sich das die Rezeptur für Fette und Öle zB aus 25% Kokosöl, 25% Olivenöl, 25% Palmöl und 25% Rapsöl zusammensetzt, sind das also jeweils 250 Gramm. Wichtig: zusammen müssen die Fette & Öle immer 100% ergeben, sonst stimmt etwas nicht. Der Wasseranteil ist ebenfalls prozentual zur GFM angegeben. Die Menge an NaOH ermittelst Du, indem Du Deine Rezeptur in einen Seifenrechner eingibst und die gewünschte Unterlaugung bzw Überfettung eingibst. Für den Einstieg ins Seifensieden empfehle ich Dir, Dich erst gründlich einzulesen. Das kannst Du online machen, es gibt auch Foren und Gruppen, in denen viel Wissen geteilt wird, oder Du legst Dir für den Einstieg ein Buch an (das war mein Weg. Hier findest Du meine Empfehlungen 3 Buch-Tipps zum Seife selber machen ) Viele Grüße Charlotte