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Ein besonderer Zusatz für deine Seife
Beim Seifensieden macht es Spaß, auch mal spezielle Zutaten zu verseifen und zu testen, wie sie sich in der Seife machen. Und eine Zutat wollte ich schon lange testen: das klassische Fenjal Creme Ölbad* (ungesponserte Werbung durch Markennennung).
Dieses Badeöl hat eine sensationelle Farbe und einen schönen Duft, die sich beide super in meiner Seife machen würden. Aber wie siede ich eine Fenjal-Seife, und was muss ich beachten, wenn ich das Fenjal-Öl verseifen möchte?
Ich musste mich erstmal selbst in Blogs und Foren einlesen und grübeln, denn diese Seifenzutat ist nicht ganz ohne. Nach gründlicher Recherche war es Zeit, die Infos in die Tat umzusetzen und mich an eine Seife mit diesem besonderen Plus zu wagen.
Warum eine Seife mit Fenjal sieden?
Bevor ich zum Sieden komme, lasst uns erst die Hauptzutat für die Seife ansehen: das Ölbad von Fenjal. Das ist schon seit den 60ern auf dem Markt und ein absoluter Klassiker. Vielleicht kennt Ihr es selbst noch von zuhause von Euren Eltern oder Großeltern. Für mich birgt es schöne und nostalgische Erinnerungen.
Das Badeöl hat einen unverkennbaren Türkiston und einen feinen, wie ich finde orientalisch anmutenden Duft, den ich sehr gern mag. Und genau darum geht’s bei der Fenjal-Seife: sie soll so duften wie der Badezusatz und möglichst auch die tolle Farbe erhalten. Im Netz habe ich einige dieser Fenjal-Seifen von anderen Siederinnen gefunden, die mich inspiriert haben, und an deren Erfahrungen ich mich orientiert habe. Wer aber ursprünglich darauf gekommen ist, Fenjal zu verseifen, konnte ich nicht rausfinden, aber es ist auf jeden Fall eine geniale Idee! (Weiß es jemand von Euch, woher die Idee kommt??)
Fenjal Badeöl verseifen – was muss ich beachten?
Es ist also ein Badezusatz, den wir verseifen wollen. Klingt simpel, aber ist es nicht unbedingt. Denn einfach so kann ich die Flasche Fenjal nicht in meinen Seifenleim kippen: schließlich ist es kein reines Öl, sondern ein fertiges Produkt, das selbst aus diversen Zutaten besteht. Also müssen wir uns im ersten Schritt erstmal damit befassen, woraus das Bad besteht, um dann ein passendes Rezept um diese Inhaltsstoffe zu stricken.
Der Blick aufs Etikett verrät: Fenjal besteht zu 82% aus Sojaöl. Die übrigen 18% sind weitere Zutaten, etwa für Duft und Farbe, sowie Alkohol. Und bei dem sollten wir aufhorchen, denn Alkohol im Seifenleim kann zickig werden. Das wird später beim Sieden nochmal relevant. Mit diesen Infos konnte ich mich ans Rezept für die Seife machen.
Verwendete Produkte für diese Seife*
Neben der Rezepterstellung hatte ich noch einen weiteren Grund, die Fenjal-Inhalte zu prüfen: denn was mich damals zum Seifensieden gebracht hat, war der Wunsch nach Kosmetik mit möglichst bis gar keinen bedenklichen Inhaltsstoffen. Also habe ich das Produkt bei Codecheck recherchiert – dort werden die Inhaltsstoffe aufgeschlüsselt und im Ampelsystem eingeteilt. Von allen Zutatenstoffen wurde einer als bedenklich gelistet, der Rest war im grünen Bereich.
Ich habe für mich beschlossen, dass eine damit gesiedete Seife für mich ok ist, zumal ich sie ja auch nicht jeden Tag benutze oder ständig neu herstelle. Mir ging es hier vor allem ums Experiment. Wenn Ihr die Seife nachsieden wollt und wie ich auf die Inhalte schaut, wägt diesen Punkt also für Euch ab. Ihr findet hier die Codecheck-Ergebnisse fürs Fenjal-Öl.
Mein Fenjal-Seifenrezept
Wir haben also Sojaöl als Hauptbestandteil im Fenjal-Bad. Damit wird das schon mal eines der Fette und Öle für unser Seifenrezept.
Ausgehend davon habe ich folgendes Rezept ertüftelt:
- Olivenöl*: 30%
- Kokosöl*: 25%
- Sojaöl (aus dem Fenjal): 15%
- Mandelöl*: 15%
- Kakaobutter*: 10%
- Rizinusöl*: 5%
(Das volle Rezept mit detaillierter Anleitung findest du ganz unten auf dieser Seite).
Bemessen habe ich das Rezept für eine Gesamtfettmenge (GFM) von 500g, und brauche damit 75g Sojaöl.
Und hier kommt die Denksportaufgabe: wenn das Fenjal-Öl nur zu 82% aus Sojaöl besteht, wieviel Fenjal brauche ich dann insgesamt in meinen Fetten und Ölen? Die Frage beantwortet der Blog von B.nature sehr gut: wir brauchen einen Dreisatz. Und der sieht mit meinen Zahlen so aus:
In 100g Fenjal stecken 82g Sojaöl. Also geteilt durch 82, dann entspricht das 1,22 g Fenjal für 1g Sojaöl. Multipliziert mit 75 brauche ich schließlich 91,5g Fenjal Creme Ölbad*, um 75g Sojaöl im Rezept zu haben. Gar nicht so schwer, wenn man einmal die Logik hat 😉
Als weiteren Zusatz habe ich nur noch etwas türkises Mica verwendet, um den Farbton etwas zu unterstützen. Sonst gab es keine weiteren Zutaten.
Video: Das Sieden der Fenjal-Seife
Im Video siehst du von Anfang bis Ende, wie ich die Seife gesiedet habe. Es lief nicht alles rund und ich musste mit der Seife kämpfen – wenn auch woanders als erwartet…Hier klicken, um den Inhalt von Maps Marker anzuzeigen.
Nachdem ich das Rezept fertig erstellt hatte, blieb fürs Sieden noch die letzte Frage offen: Wann und wie gebe ich das Fenjal in die Seife?
Einige Siederinnen hatten berichtet, dass ihr Leim sofort andickte und es zu Blitzbeton kam. Denn hier kommt jetzt der Alkohol ins Spiel. Der heizt die Seife auf. Schnelles Andicken vermeiden kann ich z.B. wenn ich die kritische Zutat so spät wie möglich und damit so kurz wie möglich vorm Einformen in den Leim gebe.
Also habe ich zunächst die Fette und Öle ohne das Fenjal mit der Lauge emulgiert, und den Leim auch nur ganz kurz gerührt, um ihn flüssig zu halten. Dann erst habe ich das Fenjal eingerührt und den Leim fix in meine Formen gefüllt. Das hat prima geklappt, aber ich habe direkt beim Einfüllen schon gemerkt, dass der Leim sehr schnell dicker wurde.
Besonders spannend ist der Moment, wo das Fenjal-Öl zum Seifenleim kommt. Denn der Alkohol hat sehr schnell reagiert und es gab ein spannendes Farbspiel mit verschiedenen Grüntönen. Ohne Farb-Unterstützung mit türkisem Mica wäre es wohl ein etwas schlammiges Grün geworden.
Verwendet habe ich meine geliebten Kolibri-Formen, die ich zuvor mit etwas goldenem Mica gepreppt hatte, um die Vögel hervorzuheben (wie genau ich vorgegangen bin, siehst du im Video).
Der Seifenleim hat auch noch für zwei kleinere Gästeseifen gereicht, die ich ebenfalls mit dem goldenen Mica ausgepinselt hatte.
Reifezeit und Schaum der Fenjal-Seife
Mein Experiment ist super geglückt, mein Plan war aufgegangen und so hatte ich überhaupt keine Probleme beim Sieden.
Stattdessen haben später die Formen rebelliert: denn die lassen sich je nach Rezept teils nur schwer ausformen. Bisher hatte ich bei diesen Formen mit Sodiumlaktat in der Lauge gute Erfahrungen gemacht, weil es die Seife schneller aushärten lässt, aber vor lauter Fokus auf die Fenjal-Tücken hatte ich diesmal nicht daran gedacht. Die Seife wollte einfach nicht raus, sondern klebte in der Form. Ausformen konnte ich die Seifen schließlich erst nach einigen Wochen, und auch erst nachdem ich sie in der Form im Kühlfach angefroren hatte. Doch der Aufwand war es wert, und auch meine goldenen Details kamen zur Geltung.
Das erste Mal angewaschen habe ich die Seife nach ca. 7 Wochen. Und ich bin entzückt: Der typische Fenjal-Duft ist da, und der Schaum ist sehr fein und cremig. Ich hatte erwartet, dass die Seife farbig ausblutet, aber der Schaum bleibt weiß und färbt nicht ab. Auch die Farbe der Seife kommt nah an das Original heran. Beim Einformen sah es nicht danach aus, aber bei Verseifen und Festwerden hat sich die Farbe nochmal komplett verändert – und zwar genau in die gewollte Richtung.
Alles in allem war meine erste Fenjal-Seife also ein Erfolg, und mit Sicherheit nicht die letzte. Den schönsten Fenjal-Kolibri habe ich meiner Mutter geschenkt, die sowohl den Duft als auch die Form genauso liebt wie ich. 100% perfect match.
Für eine GFM von 500g: Fette und Öle: Für die Lauge: Weitere Zusätze:Fenjal-Seife: Rezept und Anleitung
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Das brauchst du für dieses Rezept
Herstellung
2 Kommentare
Liebe Charlotte, meine Frage ist, welche Art von Kokosmilch ist der beste Zusatz für die Seifenherstellung?
Hallo Katharina, ich kann nicht sagen, welches die beste ist, aber ich verrate gern, welche ich wie verwende: am liebsten die Bio-Kokosmilch von Dm, die kommt in der Dose. Je nach Raumtemperatur hat die sich meist aufgeteilt in den festen Teil der Fette und die Flüssigkeit. Damit sich das gut verbindet und ich gleiche Anteile von beidem in meine Seife bekomme, wärme ich sie in der Dose im Wasserbad kurz auf, damit sich alles wieder homogen verbindet. Wichtig auch: achte beim Kauf darauf, dass die Kokosmilch keine weiteren Zusätze enthält, (zB Emulgatoren, Aromen, Konservierungsstoffe etc.). Die können mit dem Seifenleim reagieren und die Seife im schlimmsten Fall versauen. Ich hoffe das hilft dir weiter, viele Grüße und happy soaping aus der Feinseiferei!